Es gab einen Moment, da sah es so aus als könne Donald Trump seinen eisernen Griff, in dem er die Republikanische Partei seit 2016 hält, verlieren. Es war der November 2022 und die Republikaner hatten gerade eine herbe Enttäuschung bei den Zwischenwahlen erlebt. Statt einer „Roten Welle“ erlebte das Land nur ein leichtes Plätschern. Das Repräsentantenhaus konnte nur knapp zurückgewonnen werden und im Senat konnten die Demokraten ihre Mehrheit sogar noch um einen Sitz ausbauen.

Trump und die Zwischenwahlen

Das Problem für den Ex-Präsidenten war, dass sehr schnell ein Schuldiger für die schlechten Ergebnisse der Republikaner gefunden wurde: Er selbst. Schließlich waren es die von ihm unterstützten Kandidaten, die bei den Wahlen am Schlechtesten abschnitten. Seien es die Senatskandidaten Herschel Walker oder Mehmet Oz, oder die Gouverneursanwärter Doug Mastriano oder Kari Lake. Fast alle Kandidaten, die sich eng an Trump anlehnten und am stärksten dessen Narrativ der gestohlen Präsidentschaftswahl von 2020 propagierten fielen in der Wählergunst durch und das in Staaten, die eigentlich leichte Siege für die Republikaner hätten seien müssen. Somit verwundert es nicht, dass man an der Basis so langsam nervös wurde und sich begann nach einer Alternative zu dem Ex-Präsidenten umzusehen.

Eine gefundene Alternative?

Dass sich daraufhin die meisten Augen auf Ron DeSantis richteten, konnte nicht überraschen. Der Gouverneur des Staates Florida war einer der wenigen großen Sieger für die Republikaner bei den Zwischenwahlen. In dem historische als Swing-State geltenden Florida gewann er seine Wiederwahl mit einem beachtlichen Vorsprung von fast 20 Prozentpunkten. Bereits in den Monaten zuvor hatte sich DeSantis in die Position der ersten Alternative zu Trump gebracht. Medienwirksame Auftritte und ein Fokus auf den Kulturkampf kamen bei der Basis gut an. Nach den Zwischenwahlen konnte DeSantis in den Umfragen für die Vorwahlen der Republikaner um fast zehn Prozentpunkte auf nunmehr knapp 30 Prozent zulegen, während Trump unter die 50 Prozentmarke rutschte. Für einige Analysten war dies der Beginn einer Trendwende weg vom Ex-Präsidenten und hin zu einer neuen Generation.

Trump profitiert von Anklagen

Allerdings hatte DeSantis zu diesem Zeitpunkt hatte noch nicht einmal seine Kandidatur für das Präsidentenamt erklärt und so blieben die Umfragen in den nächsten Monaten stabil bei einem Vorsprung von etwa 15 Prozentpunkten von Donald Trump vor seinem ärgsten Herausforderer. Dies sollte sich mit der offiziellen Erhebung der Anklage gegen Trump im Fall von Schweigegeldzahlungen an die Pornodarstellerin Stormy Daniels am 30. März ändern. Doch anstatt ihm zu schaden, schossen Trumps Umfragewerte bei den Republikanern nach dieser Anklage durch die Decke, vor allem zu Leiden von DeSantis, der sich demonstrativ hinter seinen Widersacher stellte. Genauso verlief es bei Trumps zweiter Anklage im Fall der von ihm in seinem Anwesen behaltenen Geheimdokumente.

DeSantis und seine strategischen Fehler

Für DeSantis stellten diese Anklagen gegen Trump ein Problem dar. Auf Seiten der Republikaner ist das Narrativ einer politischen Hexenjagt der Demokraten gegen den Ex-Präsidenten so vorherrschend, dass eine Unterstützung einer solchen Anklage für jeden Republikaner politischer Selbstmord wäre. So ist DeSantis dazu gezwungen einen Angeklagten zu unterstützen, der eigentlich sein politischer Gegner ist. Warum sollten die Republikaner ihn also Trump vorziehen, wenn er weiterhin einer seiner Jünger ist? Insgesamt ist DeSantis das schwierige Unterfangen einer Kandidatur gegen Trump ohne ihn dabei zu direkt zu kritisieren nicht gelungen. Schon leichteste Kritik an Trump ruft dessen unbändigen Zorn auf den sozialen Medien hervor. Doch zurückschlagen kann DeSantis nur bedingt, da zu große Kritik an Trump nicht gut bei der Basis ankommt.

Das Desaster bei seiner Ankündigung

Zu allem Überfluss entschied sich DeSantis dann auch noch seine offizielle Kandidatur für das Präsidentschaftsamt in einem Livestream mit Elon Musk auf Twitter anzukündigen. Das Problem war dabei nur, dass die Twitter-Server dem Andrang nicht standhalten konnten und Tausende aus dem digitalen Meeting geworfen wurden oder gar nicht erst teilnehmen konnten. So ging der offizielle Start seiner Präsidentschaftskampagne direkt nach hinten los und zog den Spott der Medien und natürlich auch Trumps höchst persönlich auf sich.

Ist DeSantis noch zu retten?

Mittlerweile ist der Abstand zwischen Trump und DeSantis in den Umfragen für die Nominierung der Republikaner für das Präsidentschaftsamt auf über 30 Prozentpunkte angewachsen. DeSantis liegt mit nur etwas mehr als 20 Prozent im Schnitt so schlecht wie seit vergangenem November nicht mehr. Alles sieht so aus, als hätte er seine Karten falsch gespielt und stand heute wird er voraussichtlich keine Chance bei den in einigen Monaten beginnenden Vorwahlen gegen Donald Trump haben. Aber gibt es noch Hoffnung für ihn? Die einzige Hoffnung für DeSantis ist der Faktor Zeit. Trotz der Rückschläge in den vergangenen Monaten ist er noch immer die klare Nummer Zwei in der Republikanischen Partei. Sollte Trump an Zustimmung verlieren wäre er der erste Profiteur. Doch was könnte Trump noch stoppen? Zwar haben die ersten beiden Anklagen Trump im Feld er Republikaner mehr geholfen als dass sie ihm geschadet haben, doch heißt das noch nicht, dass es auch in Zukunft so bleiben wird. Es ist gut möglich, dass in den nächsten Monaten noch weitere Anklagen gegen Trump erhoben werden könnten und es ist fraglich, ob die republikanischen Wähler auch dann noch an seiner Seite bleiben, wenn er sich gleich in einer Hand voll Fällen vor Gericht verantworten muss. Und zu guter Letzt wäre da noch das Alter des Ex-Präsidenten. Trump ist mittlerweile 77 Jahre alt und lebt bekanntlich nicht sonderlich gesund. Bis zu den Präsidentschaftswahlen im November 2024 ist es noch weit mehr als ein Jahr und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich Trumps Gesundheitszustand bis dorthin nicht verschlechtert. Doch momentan ist er weiterhin der klare Favorit für das Amt des Präsidentschaftskandidaten der republikanischen Partei.

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