Die Corona-Pandemie hat weltweit den Arbeitsmarkt ins Wanken gebracht. Unternehmen die von den Lock-Downs betroffen waren, mussten ihre Angestellten entlassen, die sich dann nach einem neuen Job umsehen mussten. Jetzt sind aber die meisten Geschäfte wieder geöffnet und benötigen ihre Arbeitskräfte zurück. Diese haben aber häufig bereits einen krisensicheren Job gefunden und haben kein Interesse daran, in ihre alten Berufe zurückzukehren. Um gegen diese Problematik vorzugehen, hat der Bundestaat Wisconsin nun eine besondere Idee gehabt: Ein letzte Woche verabschiedet Gesetz sieht vor, dass die Regularien für Kinder- und Jugendarbeit deutlich gelockert werden sollen.

Die Regelung

Bisher galten in Wisconsin die landesweiten Regelungen für die Arbeit von Minderjährigen. Diese sehen vor, dass Jugendliche unter 16 nicht vor 07:00 Uhr morgens und nicht nach 19:00 Uhr während der Schulzeit arbeiten dürfen. In den Sommerferien wird die abendliche Frist bis 21:00 Uhr verlängert. Das neue Gesetz wurde vom von den Republikanern kontrollierten Senat des Bundestaates bereits verabschiedet und soll die Regelungen folgendermaßen ausweiten:

  • Grenzen von 06:00 Uhr und 21:30 Uhr, wenn der nächste Tag ein Schultag ist
  • Grenzen von 06:00 Uhr und 23:00 Uhr, wenn der nächste Tag kein Schultag ist
  • Die maximalen Arbeitszeiten von drei Stunden an einem Schultag und acht Stunden an einem freien Tag bleiben bestehen
  • Ebenfalls bestehen bleibt die Begrenzung von sechs Arbeitstagen pro Woche
  • Ausgenommen sind Unternehmen mit einem größeren Jahresumsatz als 500.000 Dollar

Argumente der Befürworter

Unterstützt wird das Gesetz vom Hotel- und Tourismusverband sowie von der Gastronomiebranche. Sie geben an, dass es vor allem im Sommer schwer sei, genügend Arbeitskräfte für ihre Betriebe zu finden, und Schülerinnen und Schüler eine willkommene Alternative seien. Allerdings müssten einige Betriebe wegen der jetzigen Regeln früher als geplant schließen, da die minderjährigen Arbeitskräfte nicht die volle Zeit arbeiten dürften. Noch erschwerend käme die derzeitige Arbeitskräfteknappheit hinzu, unter der das gesamte Land leide. Im ganzen Land finden sich Schilder, auf denen Betriebe verzweifelt nach Angestellten suchen. Wenn diese Lücke mit Jugendlichen gefüllt werden kann, die sich etwas dazu verdienen wollen, sei das eine win-win-Situation so die Befürworter der neuen Regelung

Argumente der Gegner

Gegner der neuen Regelung vermuten andere Gründe hinter dem Vorstoß der Republikaner. Sie verweisen darauf, dass die Zahl der Beschäftigten in Wisconsin nahezu auf dem selben Niveau ist, wie vor Pandemiebeginn. Das bedeute, dass viele Arbeitskräfte nun schlicht einen besser bezahlten Job gefunden hätten als sie ihn vorher hatten. Im Gegensatz zu Erwachsenen, die sich selbst oder noch ihre Familie versorgen müssen, würden sich Minderjährige deutlich einfacher mit dem Mindestlohn von gerade einmal 7,25 Dollar die Stunde abfinden. Während ein Familienvater von diesem Gehalt nicht in der Lage sei, seine Familie zu ernähren, sei dieses Geld für Minderjährige ein ordentlicher Verdienst. So gehe es bei der Ausweitung der Arbeitszeiten von Minderjährigen also lediglich darum Lohnkosten zu sparen, da kein Erwachsener mehr für den Mindestlohn arbeiten möchte. Dies zeigt sich bereits deutlich in der Arbeitsmarktstatistik. Mittlerweile haben 32 Prozent der amerikanischen Teenager einen Job. Das ist der höchste Wert seit 13 Jahren.

Alles eine Frage des Mindestlohns

Überall in den USA werben Unternehmen derzeit um minderjährige Arbeitskräfte. Ein großer Grund dafür ist der Mindestlohn. Die bundesweite Untergrenze liegt derzeit bei gerade einmal 7,25 Dollar die Stunde. Die letzte Erhöhung liegt zudem schon über zwölf Jahre zurück. Zwar haben einzelne Bundesstaaten ihren Mindestlohn in den vergangenen Jahren erhöht, 20 der 50 Bundesstaaten halten sich aber immer noch an das von der Regierung ausgegebene Minimum. Aus diesem Grund planten die Demokraten am Anfang des Jahres auch eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Dollar die Stunde. Durch die weiter voranschreitende Inflation seien die 7,25 Dollar von 2009 nämlich deutlich weniger Wert als 2021. Eine Familie von diesem Mindestlohn zu ernähren sei schlicht nicht mehr möglich, argumentierten sie. Doch der Versuch scheiterte letzten Endes im Senat am Widerstand einiger Demokraten, während die Republikaner geschlossen gegen einen Erhöhung stimmten. So ist die Debatte um einen höheren Mindestlohn erstmal wieder vom Tisch.

Arbeit von Minderjährigen – Ein System das Schule macht?

Im gesamten Land werben Unternehmen immer häufiger gezielt Minderjährige an. Deshalb beobachten viele Bundesstaaten die neue Regelung in Wisconsin sehr genau. Als nächstes muss das Gesetz vom Landesparlament des Staates verabschiedet werden. Auch hier haben die Republikaner eine Mehrheit und eine Zustimmung scheint derzeit wahrscheinlich. Um rechtskräftig zu werden bräuchte das Gesetz aber noch die Unterschrift des Gouverneurs von Wisconsin und der ist mit Tony Evers ein Demokrat. Ob er die Regelung absegnen würde, ist mehr als fraglich. Trotzdem könnte der Vorstoß aus Wisconsin ein Vorbild für viele andere Staaten im Land werden, die anstatt einer Lohnerhöhung lieber Minderjährige arbeiten lassen möchten.

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